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Grundwassermessstellen in Deutschland

Wo wird in Deutschland überall das Grundwasser gemessen? Finden Sie in unserer Kartenanwendung alle öffentlich verfügbaren Messstellen der Bundesländer.

Welche Bedeutung hat Grundwasser?

Grundwasser ist ein zentraler Teil des Wasserkreislaufes, Lebensraum einer vielfältigen Organismengemeinschaft und Wasserspeicher – nicht nur während Trockenzeiten. Für die Menschen in Deutschland ist es die wichtigste Quelle ihres Trinkwassers. Die Verfügbarkeit von Grundwasser ist jedoch gefährdet durch sich ändernde Niederschlagsmuster infolge des Klimawandels sowie übermäßige Entnahme für vielfältige Nutzungen. Die Grundwasserqualität wird durch Verschmutzungen, wie den Eintrag von Nitrat, Pflanzenschutzmitteln oder anderen Chemikalien in verschiedenen Regionen Deutschlands beeinträchtigt. Um nachteilige Veränderungen rechtzeitig zu erkennen, verfügt Deutschland über ein engmaschiges Netz von Grundwassermessstellen, in denen die Menge und Qualität des Grundwassers regelmäßig überprüft wird. Die Daten dieser Messstellen werden von den einzelnen Landesbehörden überprüft und bereitgestellt. Das heißt aber auch, dass diese Daten in 16 separaten Landesportalen vorliegen, sofern sie nicht Teil einer bundes- oder EU-weiten Meldekette sind. Eine einfache überregionale Betrachtung der Verfügbarkeit, des zeitlichen Rahmens oder der Nachnutzbarkeit der Daten ist damit erschwert. Eine Übersicht der vorhandenen Messstellen und Daten ist besonders interessant für wissenschaftliche Arbeiten im Rahmen von Zukunftsmodellen, Prognoseinstrumenten, überregionalen Planungs- und Verwaltungsinitiativen, oder wirtschaftlichen Bedarfen zur Verfügbarkeit von Grundwasser.

Daher sind auf umwelt.info die bundesweiten Grundwasserdaten nun gebündelt und zentralisiert auffindbar. Der folgende Artikel gibt einen Überblick zur bundesweiten öffentlichen Datenlage zu Grundwasser und der Potentiale, die sich daraus ergeben. Dieser Artikel stellt die erste Version eines Überblicks nach derzeitigem technischen Anbindungsstand der datenhaltenden Stellen dar. Die Datenmenge und -genauigkeit wird sich in weiteren Versionen kontinuierlich verbessern. In unserer Revisionsübersicht informieren wir Sie über solche Änderungen. 
 

Entwicklung der Grundwassermessstellen in Deutschland

Gegenwärtig sind in unserem Datenkatalog ca. 74.000 Messstellen zu Grundwasserständen (und teils chemische Messungen) verzeichnet. Davon sind zurzeit nach öffentlich verfügbaren Informationen 46.000 noch aktiv (siehe Abbildung 1). 
In den 1950er Jahren gab es nur 1700 Messstellen in Deutschland, in den folgenden Jahren nahm der Bau von Grundwassermessstellen kontinuierlich zu. Von 1980 bis 2024 hat sich die Anzahl der öffentlich auffindbaren Messstellen von 23.000 auf 46.000 verdoppelt. 

Abbildung 1: Anzahl der aktiven Grundwassermessstellen von 1869-2024

Wie zugänglich sind Daten zu Grundwasser in Deutschland?  

Die einzelnen Kriterien der Datenverfügbarkeit für Messdaten von Grundwassermessstellen sind in Deutschland ungleich realisiert (siehe Tabelle 1). Nur eine vergleichsweise kleine Anzahl von Bundesländern ermöglicht das direkte Herunterladen der Primärdaten, d.h., des Grundwasserpegels über einen Messzeitraum. In einigen Fällen (Baden-Württemberg) ist es möglich, die Daten mittels einer Kartenanwendung zu visualisieren und anschließend herunter zu laden, ohne dass jedoch ein automatisierter Zugang bereitgestellt wird. Daher ist es technisch bislang nicht möglich, diese Daten in unserem Datenkatalog abzubilden.

Tabellarische Übersicht einzelner Kenngrößen
Bundesland Lizenz Zeitbezug Ortsbezug Downloadlink Maschinenlesbar
Baden-Württemberg nicht verfügbar nicht verfügbar nicht verfügbar nicht verfügbar nicht verfügbar
Bayern CC BY 4.0 Vorhanden Vorhanden Vorhanden Nein
Berlin dl-by-de/2.0 Vorhanden Vorhanden Vorhanden Ja
Brandenburg dl-by-de/2.0 Vorhanden Vorhanden Nicht vorhanden Ja
Bremen CC BY Nicht vorhanden Vorhanden Nicht vorhanden Ja
Hamburg nicht verfügbar nicht verfügbar nicht verfügbar nicht verfügbar nicht verfügbar
Hessen other-closed Vorhanden Vorhanden Nicht vorhanden Ja
Mecklenburg-Vorpommern CC BY SA 3.0 Vorhanden Vorhanden Nicht vorhanden Ja
Niedersachsen other-closed Vorhanden Vorhanden Nicht vorhanden Nein
Nordrhein-Westfalen dl-zero-de/2.0 Vorhanden Vorhanden Nicht vorhanden Ja
Rheinland-Pfalz all rights reserved Nicht vorhanden Vorhanden Vorhanden Ja
Saarland other-closed Vorhanden Vorhanden Nicht vorhanden Ja
Sachsen other-closed Vorhanden Vorhanden Nicht vorhanden Ja
Sachsen-Anhalt other-open Vorhanden Vorhanden Vorhanden Ja
Schleswig-Holstein dl-by-de/2.0 Vorhanden Vorhanden Vorhanden Vorhanden
Thüringen nicht verfügbar nicht verfügbar nicht verfügbar nicht verfügbar nicht verfügbar

Nicht für alle Daten zu Grundwasserständen, die sich herunterladen lassen, liegt auch ein exakter Ortsbezug vor. Dieser ist aus Datenschutzgründen manchmal gezielt grob angegeben, z. B. bei den Messstellen von Nordrhein-Westfalen. Hintergrund ist, dass die Wasserversorgung zu den kritischen Infrastrukturen zählt, deren Quellen besonders geschützt werden müssen.
Die Bundesländer Berlin, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Saarland und Schleswig-Holstein stellen maschinenlesbare Schnittstellen bereit, mit denen Nutzerinnen und Nutzer sich automatisiert Daten in einen eigenen Workflow integrieren können.
Auch die Verfügbarkeit von Detailinformationen ist sehr unterschiedlich. Einige Bundesländer, wie Bayern, Berlin, Hessen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz bieten eigene Webseiten für jede Messstelle an, auf denen für interessierte Nutzende zahlreiche Zusatzinformationen bereitgestellt werden, wie z. B. Art des Grundwasserleiters, Abbildungen zum Messstellenausbau, zur Geologie und Hydrogeologie.
In den Bundesländern Bayern, Bremen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein sind die Daten unter einer eindeutigen freien Lizenz verfügbar. Eine einfache Nachnutzbarkeit der Daten ist somit gewährleistet (siehe Abbildung 2). In vielen anderen Bundesländern ist dies jedoch nicht der Fall, dort muss z. T. zunächst eine Genehmigung eingeholt werden oder die Informationen zur Nachnutzbarkeit der Daten sind wenig detailliert. Nähere Informationen zu den angegebenen Lizenzen finden Sie hier.

Abbildung 2 Verteilung und Anzahl der Lizenzen pro Datensatz und Bundesland.
Ein stolzes Alter…
Aktuell (Stand 21.06.2024) gibt es auf umwelt.info 47 Messstellen, an denen bereits seit über 100 Jahren gemessen wird! Die ältesten davon befinden sich in Berlin, dort wird bereits seit dem 14.10.1869 das Grundwasser untersucht.

Wo sind die meisten Grundwassermessstellen zu finden?

Die mit Abstand größte Anzahl an Messstellen im aktuellen Datenkatalog auf umwelt.info liegt mit etwa 57.500 Messstellen in Nordrhein-Westfalen vor (siehe Abbildung 3). Dort werden transparent alle Messstellen, sowohl private, gewerbliche und staatliche erfasst. In den meisten anderen Bundesländern sind es in erster Linie gewerbliche und staatliche Messstellen. Grundsätzlich ist zwischen den Bundesländern eine große Variabilität in der Anzahl der öffentlich auffindbaren Messstellen festzustellen. Das Spektrum reicht von zwei- bis vierstellig. Neben Unterschieden wie Landesfläche und Bevölkerungszahl, ist dies auf große Differenzen der Daten zurückzuführen, die online frei verfügbar sind. Wird die Anzahl der Messstellen auf die Fläche oder die Bevölkerungszahl der Bundesländer normiert, so liegt auch hier in beiden Fällen Nordrhein-Westfalen vorn. Die Stadtstaaten wie Berlin und Bremen haben erwartungsgemäß eine große Anzahl an Messtellen pro Fläche. Bei der Normierung nach Bevölkerungszahl sind insbesondere Brandenburg und Rheinland-Pfalz als Bundesländer mit einem engmaschigen Messstellennetz zu benennen.

Abbildung 3: Anzahl der Messstellen pro Quadratkilometer nach Bundesland

Fazit

Die Analyse der öffentlich verfügbaren Informationen zu Grundwassermessstellen in Deutschland hat gezeigt, dass sowohl die Anzahl als auch die Nachnutzbarkeit stark zwischen den Ländern variieren. Der überwiegende Anteil der Daten ist nach Lizenz frei nachnutzbar, sowohl auf die Gesamtzahl bezogen, als auch nach der Anzahl der Bundesländer, welche eine offen nutzbare Lizenz hinterlegen. 
Die Nachnutzbarkeit ist allerdings auch durch das Bereitstellen von maschinenlesbaren Schnittstellen beeinflusst. Hier haben die meisten Bundesländer eine dokumentierte Schnittstelle zur Verfügung gestellt, während andere Datenquellen bedeutend schwieriger automatisch auslesbar sind. 
Die bisher noch fehlenden Bundesländer Baden-Württemberg, Hamburg und Thüringen stellen ihre Daten auch öffentlich zur Verfügung. Diese konnten bisher allerdings noch nicht in diesen Artikel eingebunden werden, da der automatisierte Abruf weder bei Thüringen, noch Baden-Württemberg möglich ist. Das Grundwasserportal der Hansestadt Hamburg ist zurzeit offline. 

Revisionstabelle
Stand Was wurde geändert? Version
24.06.2024 Artikel wurde veröffentlicht. 1.0
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Autor / Autorin
Webredaktion umwelt.info
Nationales Zentrum für Umwelt- und Naturschutzinformationen / Umweltbundesamt